Der Kollege, der einem kurz aber herzlich am Morgen zunickt; die Nachbarin, die kürzlich, wohl ganz spontan, eine blumenbedruckte Serviette vor die Tür legte darauf ein kleiner Schoko-Riegel und die Worte ,,Schön, Sie zur Nachbarin zu haben!"; der gute Freund, der eine Diskussion beginnt mit den Worten ,,Ich schätze dich..."
Da sind sie, die drei Worte, die so viel - und manchmal sogar alles bedeuten können. Wir signalisieren mit ihnen, dass uns jemand wichtig ist, dass uns sein Wohl wirklich am Herzen liegt. Dass wir ihn wahrnehmen.
Wertschätzung gilt zu Recht als die höchste Form der Anerkennung.
Mehr noch: Wertschätzung ist der Samen für liebevolle Beziehungen, die Basis für gute Zusammenarbeit, das Elixier für ein erfülltes Leben dieses Gefühl, gesehen, anerkannt zu werden und gemeint zu sein, bringt unsere Seele zum Erblühen.
Zugegeben, ganz so einfach ist das mit der gebührenden Wertschätzung nicht immer. Das befand schon der Schriftsteller Karl Ferdinand Gutzkow und formulierte in einzigartiger Weise: »Menschen, die berechtigt sind, eine höhere Wertschätzung beanspruchen zu dürfen, als wir uns, manchmal sogar aus bloßer Trägheit nur, die Mühe geben wollen, ihnen einzuräumen, wirken auf uns wie Gewissensbisse. Um endlich des nagenden inneren Vorwurfs, den sie uns verursachen, ledig zu werden, helfen wir uns gewöhnlich einfach damit, ihren Wert ohne Weiteres in Abrede zu stellen."
Ertappt...? Doch wir alle sehnen uns danach, beachtet zu werden. Wir sind glücklich über ein Lob von jemandem, der uns wichtig ist. Von Menschen, die uns viel bedeuten, wie unsere Eltern, Partner und Kinder oder auch Kollegen.
Wertschätzung ist auch die Vorstufe zur Liebe. Und sie beginnt immer bei uns selbst. Damit, dass wir uns selbst annehmen. Gegenseitige Wertschätzung ist jenes unsichtbare Band, das uns verbindet - sie ist die Voraussetzung für jedes ehrliche Wir. Und: Sie ist eine Wunder medizin für unsere geistige, seelische, ja sogar für unsere körperliche Gesundheit.
Auch wenn Wertschätzung bei den Menschen beginnt, setzt sie sich fort, sie kann einfach alles umfassen: die Natur, jedes Lebewesen, unsere Erde. Wertschätzung macht den Unterschied - sie erfordert Bewusstheit. Sie (er-)fordert achtsames Handeln. Und die Bereitschaft, uns einzulassen. Uns einzusetzen für das, was uns am Herzen liegt.
Wir können uns dabei von Heinrich von Kleist motivieren lassen, der erkannte: „Wie viele Freuden gewährt nicht schon allein die wahre und richtige Wertschätzung der Dinge!"
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